Standesamtliche Hochzeit während Corona

Dieser #weddingwednesday ist sehr besonders, denn zum ersten Mal zeigen wir eine Hochzeit, die während der Corona-Phase gefeiert wurde. Ganz intim, im kleinen Kreis haben Kseniia und Manuel Ende April ihre standesamtliche Hochzeit gefeiert. Die gesamte Hochzeit lief komplett anders als geplant und wir freuen uns sehr, dass das Brautpaar so tiefe Einblicke in die Hochzeit gibt, die in Zeiten von Corona stattfand. Kseniia hat die Geschichte der beiden und auch die Achterbahnfahrt der Gefühle in eigenen Worten beschrieben. Eine Hochzeit nur zu zweit, das ist in jedem Fall sehr romantisch, besonders und anders. Anders schön. Hochzeitsfotografin Nadine von Koppiright Fotografie hat die beiden Turteltauben an diesem Tag begleitet und alles in schönsten Fotos festgehalten. Auch sie schildert nochmal ihre Perspektive auf den Tag, denn die Situation ist auch für die Dienstleister komplett anders.

Lesetipp: Hochzeitsplanung in Zeiten von Corona.

Unsere Hochzeit während Corona

Wenn mir jemand vor zwei Monaten gesagt hätte, was aus meiner Traumhochzeit an der spanischen Küste mit 150 Gästen aus der ganzen Welt werden würde…ich hätte es niemals geglaubt. Aber: Sage niemals nie! Manuel und ich haben uns bei der Arbeit kennengelernt. Wir arbeiteten beide für die gleiche Firma, nur in verschiedenen Ländern – er in Spanien und ich in Russland. Zur fast gleichen Zeit wurde wir beide vor 5 Jahren nach Deutschland versetzt. Es hat etwas gedauert, bis ich bemerkte, dass dieser heiße Spanier aus dem dritten Stock die netteste, höflichste, smarteste und witzigste Person ist, die ich jemals getroffen habe. Vor circa drei Jahren haben wir uns dann zum ersten Mal gedatet und sind wenig später bereits in Frankfurt zusammen gezogen.

Letztes Jahr hat Manuel mir dann in unserem Urlaub im Südosten Asiens einen Heiratsantrag gemacht. Es war an meinem 30. Geburtstag. An diesem Tag waren wir in Bali unterwegs. Manuel hat den kompletten Tag mit kleinen Überraschungen hier und dort gestaltet. Am Abend hat er mich dann zu einem romantischen Dinner am Strand eingeladen…es waren nur wir zwei dort. Nach einem 4-Gänge Menü brachte uns die Bedienung noch einen Kuchen…ich dachte mir dabei nichts…aber auf einmal ging Manuel vor mir auf die Knie und holte eine kleine Box aus seiner Tasche. In der Box lag der wunderschönste Ring, den ich jemals gesehen habe und natürlich sagte ich JAAA!.

Verrückt, dass er diesen Ring auf unserer kompletten 3-wöchigen Reise stets dabei hatte, ohne dass ich irgendwas davon gemerkt habe….nur einmal (später ergab dann alles einen Sinn): Wir wurden am Security Check am Flughafen in Singapore angehalten. Die Dame von der Security fing an, Dinge aus unserem Rucksack herauszunehmen und auf den Tisch zu legen. Auf einmal ging Manuel auf sie zu und flüsterte ihr etwas ins Ohr. Sie nickte, lachte und gab ihm den Rucksack zurück. Die kleine Box mit dem Ring bliebt dabei die ganze Zeit im Rucksack. Vielen Dank an diese Dame, falls Sie das hier liest. Sie hat die Überraschung gerettet.

Wir waren super glücklich und konnten es kaum erwarten, unseren Familien und Freunden von unserer Verlobung zu erzählen. Aber zu diesem Zeitpunkt haben wir es nur den engsten Freunden berichtet. Als wir aus dem Urlaub zurück kamen, haben wir direkt eine kleine Überraschungsparty für unsere Freunde veranstaltet. Sie haben sich alle sehr für uns gefreut und konnten es kaum erwarten, groß mit uns zu feiern. Ab diesem Moment war für uns klar, dass wir unseren großen Tag gerne mit all unseren Freunden und unseren Familien verbringen möchten und versuchten, einen geeigneten Tag und Ort zu finden.

Immerhin gab es ja zwei Optionen: Russland oder Spanien…viele von Manuels Freunden wollten unbedingt in Russland feiern, weil sie noch nie dort waren. Allerdings ist da noch die „kleine“ spanische Familie von Manuel, die alleine schon 80 Personen sind. 80 Personen verschifft man nicht so einfach von einem Land ins andere, besonders weil für alle ein Visum beantragt werden müsste. Außerdem ist das Wetter meist nicht so gut, wie in Spanien.

Wir kamen ins Träumen und schauten uns nach Locations in Spanien um. Wir reisten extra für ein Wochenende dort hin, um uns alle, die auf unserer Liste standen, anschauen zu können. Aber als wir die erste Location betraten, hatten wir uns bereits so sehr verliebt, dass wir sie direkt buchten. Eine Traumhochzeit am Meer mit einem Blick ins unendliche Blau, gemischt mit dem blauen Himmel, das ist es doch, wovon jede Braut träumt. Wir entschieden uns für den 1. Mai 2020 und begannen mit den Vorbereitungen. Alles lief super, ich fand mein Traumkleid während meines Weihnachts-Aufenthalts bei meinen Eltern in Russland. Manuel bestellte seinen Anzug in Spanien. Wir waren bereit und zählten die Tage.

Ende Januar hörten wir zum ersten Mal von Corona in China. Wer hätte damals gedacht, was dies für uns bedeuten würde. Anfang März waren wir noch in Spanien, um das Menü für unsere Hochzeit auszuwählen und ich war bereits bei meiner Make-Up Artistin, um die Haare Probe zu stecken und das Make-Up festzulegen. Alles war perfekt. Unser großer Traum sollte bald wahr werden: Eine dreitägige Feier mit Dinner am Vorabend und ein großes Paella-Essen in einer Villa mit Pool am Tag danach.

Als wir nach Deutschland zurück kamen, war der Corona-Virus bereits in ganz Europa verbreitet. Einen Tag, bevor ich meinen Flug nach Russland antreten wollte, um dort mein Kleid abzuholen, wurde mein Flug storniert und dann kam der Lockdown. Zuerst waren wir noch positiv gestimmt. Wir nahmen die Maßnahmen sehr ernst und blieben zu Hause, in der Hoffnung, dass der Virus genauso schnell verschwindet, wie er kam.

Dann wurden leider auch die Flüge für unsere Junggesellenabschiede storniert. Meiner sollte in Mailand stattfinden, Manuels in Madrid. Es wurde jeden Tag schlimmer. Täglich bekamen wir dann Nachrichten von unseren Freunden und Familien, dass ihre Flüge storniert wurden und das Hotel stornierte ebenfalls die Zimmer. Ab diesem Moment war ich am Boden zerstört und weinte ohne Ende. Unser Traum, unsere Märchen-Hochzeit, der schönste Tag unseres Lebens fiel wir eine Sandburg in sich zusammen.

Wir überlegten uns einen Backup-Plan. Leider waren alle anderen Pärchen in der gleichen Situation und verschoben ihre Termine. Deshalb gab es in der Location keine weiteren Optionen für Sommer oder Herbst mehr für uns. Wir verschoben den Termin zwar erst einmal auf August, aber merken schnell, dass sie Situation sich wahrscheinlich so schnell nicht bessern würde. Außerdem war nicht klar, wie die Beschränkungen und Abstandsregelungen im August sein würden. Wir dürften dann unsere Gäste nicht umarmen oder küssen. Außerdem sollte mein Blumenstrauß das einzige sein, den sich meine Gäste einfangen, aber nicht den Coronavirus.

Wir machten uns wirklich Sorgen um unsere älteren Familienmitglieder und haben dann inmitten der globalen Pandemie entschieden, unsere Träume erst einmal beiseite zu legen und an die Gesundheit unserer Familien und Freund zu denken. Manuel schlug dann vor, die Hochzeit auf 2021 zu verschieben. Das klang total verrückt und irgendwie so weit weg, aber nach ein paar weiteren Tagen voller Tränen und Traurigkeit entscheiden wir uns dann dafür, dass dies wohl die beste Entscheidung ist. Eine Hochzeit mit 150 Gästen, die aus den verschiedensten Ländern mit dem Flugzeug anreisen müssen, ist in diesem Jahr wohl ziemlich schwer zu veranstalten.

Nichtsdestotrotz wollten wir aber Ehefrau und Ehemann werden, denn die Liebe war das einzige, was nicht storniert werden konnte. Wir hatten bereits einen offiziellen Termin beim Standesamt in Frankfurt. (Wir wollten den Papierkram in Deutschland erledigen und die große Zeremonie und Feier dann in Spanien). Eine Woche vor diesem Termin erhielten wir eine Nachricht vom Standesamt, dass unsere Trauung stattfinden kann, mit ein paar Einschränkungen. Wir sahen uns an und entscheiden, dass wir es trotzdem tun. Während wir im Homeoffice zuhause eingeschlossen waren, bestellte ich mir also einen weißen Anzug, der mir erstaunlicherweise direkt passte, obwohl ich mich in meiner Quarantäne-Diät ausschließlich von Junk-Food und Tonnen von Schokolade ernährt hatte. Manuel beschloss, seinen Arbeitsanzug zu tragen. Obwohl es nicht perfekt war, wollten wir trotzdem Erinnerungen an diesen Tag haben. Wir fanden eine fantastische Fotografin auf Instagram, die gerne Bilder von uns machen wollte.

Am Morgen der standesamtlichen Trauung waren wir noch nicht zu hundert Prozent sicher, ob die Trauung nun wirklich stattfinden konnte, oder ob es noch weitere Restriktionen geben würde. Wir zogen uns trotzdem an, ich kaufte schnell noch einen kleinen Blumenstrauß aus Pfingstrosen im Blumenladen um die Ecke, und wir gingen zum Standesamt. Als wir das Standesamt betraten wurde uns mit einem Mal bewusst, dass wir nun tatsächlich heiraten würden und zwar im Zimmer des Kassenwarts. Dort wo man normalerweise seine Gebühren für die Trauung zahlt.

Der Standesbeamte stand hinter einer Glasscheibe. Im Raum selbst waren nur wir zwei. Die Trauung dauerte 3 Minuten, alles ging so schnell, dass wir gar nicht merkten, dass es das jetzt gewesen sein sollte. Wir sind verheiratet!!!

Danach trafen wir uns mit unserer Fotografin Nadine am Ausgang und gingen gemeinsam ein wenig durch die Stadt. Das Wetter war einfach fantastisch, die Stadt war menschenleer, nur für uns! Wir hatten eine tolle Zeit und genossen den Tag sehr. Nachdem wir wieder zuhause angekommen waren, bestellten wir uns ein leckeres Essen und öffneten eine Flasche Champagner und tanzten unseren ersten Tanz in unserem Wohnzimmer. Wir verbrachten unseren Tag zu zweit, wurden aber mit Nachrichten und zoom calls und Gratulationen von unseren Familien und Freunden überschüttet. Es war wunderbar.

Obwohl der Tag so ganz anders war, als wir uns das vorgestellt hatten, würde ich nichts ändern wollen. Wir starten jetzt einen neuen Countdown und zählen die Tage bis zu unserer großen Hochzeitsparty mit unseren Freunden und Familien. Und die Party wird sowas von gigantisch werden. Wir feiern unsere Liebe also zwei Mal. Was ist besser als eine Hochzeit? Zwei Hochzeiten! Und diesmal wird’s auch klappen!

Das sagt die Hochzeitsfotografin

Als Fotograf muss man gerade jetzt sehr verständnisvoll und flexibel sein. Auch die standesamtlichen Hochzeiten sind zwar ganz anders als sonst, dafür aber auch viel intimer. Die Brautpaare sind ganz für sich und die starke Verbindung kommt dabei nochmal anders hervor. Bei der standesamtlichen Hochzeit von Kseniia und Manolo hatte ich so viel Spaß. Die beiden sind ein Traumpaar und hatten einen wunderbar sonnigen Tag erwischt. Außerdem war die Innenstadt von Frankfurt fast komplett menschenleer, das erlebt man ja nur sehr selten. Umso mehr konnte ich meiner Kreativität freien Lauf lassen: Wir konnten Bilder an Orten machen, an denen ich schon immer mal ein Shooting machen wollte, mich aber dann nicht getraut hatte aufgrund der großen Menschenmengen. Der Lockdown hatte also an diesem Tag für mich auch eine kleine positive Seite.

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