Julia und Manuel

Jetzt ist es also soweit, denke ich mir, als ich so durch unseren Flur gehe. Auf dem Boden liegen noch ein paar Luftschlangen und während ich so über die Holzbank in unser Wohnzimmer steige entdecke ich doch tatsächlich noch einen Pappteller mit einem Kuchenrest im Regal. Wer hatte bloß die Idee, den Polterabend direkt vor der großen Hochzeitsfeier und dann auch noch zuhause zu feiern? Ungewöhnlich entspannt packe ich meine Sachen und bin froh, dass gleich meine Visagistin zu meiner Freundin nebenan kommen wird und ich mich um nichts kümmern muss. Ich verabschiede mich von Manuel, der gleich in die Kirche fahren wird und dort die Deko und die Kirchenheftchen austeilt.

Einige Momente und viele Gedanken später sitze ich vor einem großen Spiegel und sehe zu wie mir große Lockenwickler aus den Haaren gezogen werden. Um mich herum regiert der Ameisenhaufen. Meine Eltern sind nervös und erfreut zu gleich, meine beste Freundin und Trauzeugin Lari hat sich um alles gekümmert und versucht nun sich selbst schön zu machen. Meine liebe Freundin und Nachbarin Daniela hat netterweise ihre Wohnung zur Verfügung gestellt, die wir dankbar mit Kleidern, Schuhen, Taschen und diversen Schminkutensilien bevölkert haben. In der Hand einen heißen Tee, ein paar fallende Schneeflocken betrachtend, genieße ich die innerliche Ruhe. Es klingelt. Nancy, unsere Fotografin steht vor der Tür. Ein totaler Glücksgriff, wie ich später noch feststellen werde. Im Schlagabtausch verlassen alle bis auf Lari, Nancy und ich die Wohnung. Plötzlich ist es auch wirklich still. Während der Rest bereits auf dem Weg zur Kirche ist warten wir auf meinen Bruder, der uns zur Kirche fahren wird. Nancy macht Fotos, Lari knöpft unentwegt Tausende von Knöpfen an meinem Kleid zu und ich merke, dass es doch ein bisschen so ist, als blicke man durch eine verschleierte Welt.

Wir versuchen mit Kleid und Schleier aus dem 5. Stock nach unten zu kommen. Ich hatte mir das wirklich leichter vorgestellt. Aber wir schaffen es. Wir stapfen durch den Schnee zum Auto und mein Bruder lädt mich ein. Ein bisschen Kleid nachstopfen, das wird schon passen, und los geht es. Bereits in der ersten Kurve verlieren wir Teil eins des Blumenschmucks. Mit Blick auf die Uhr ist es jetzt doch ein bisschen spät geworden. Kurz vor der Kirche klingelt das Handy. Die halbe Hochzeitsgesellschaft und der Gospelchor fehlen noch. Umso besser, dann müssen wir uns nicht so beeilen. Lari hält meine Hand so fest, dass ich sogar das pochen unserer Adern spüren kann. Ein bisschen kalt ist es, aber zum Glück habe ich Stiefel und einen Mantel an, den mir mein Papa selbst genäht hat.

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Im Kirchenvorraum wartet er nun auf mich und zusammen stehen wir wohl vor einem unserer größten Momente unseres Lebens. Ich beschließe die Jacke auszuziehen, da man ja das Kleid sehen soll. Es ist keine sonderlich gute Idee, wie ich nach der Trauung feststellen werde, denn die Kirche ist fast nicht geheizt. Dann geht alles ganz schnell. Die Musik spielt, wir haben uns „The River flows in you“ von Yiruma ausgesucht. Es klingt wunderschön. Rechts und links stehen liebe Menschen, vorne unsere Mütter. Ich sehe viele Tränen und lächelnde Gesichter und ganz vorne Manuel. Tränen laufen über sein Gesicht und auf einmal bin ich dann doch auch nicht mehr ganz so entspannt und schwer überwältigt. Ich halte mich an Papa fest und Manuel küsst schon die Braut, was doch gar nicht erlaubt ist. Der Gottesdienst rast nur so an uns vorbei. Der Gospelchor überwältigt mich ein zweites Mal. Predigt, Lied, Fürbitten, Trauung, Lied, Ausmarsch, Gratulanten. Es ist kalt, sehr kalt und deswegen machen wir uns schnell auf den Weg nach Velbert. Hier haben wir zwei Tage vorher schon alles dekoriert und hergerichtet. Die Räume sind wundervoll und an diesem Tag unheimlich gemütlich. Manuels Trauzeuge, Alex, hat noch am Morgen die letzten Luftballons steigen lassen. Mit einem Hupkonzert schlängelt sich die Hochzeitskarawane durch das tief verschneite Velbert. Es ist alles so, wie ich es mir immer gewünscht habe. Eine Winterhochzeit im Schnee.

Der Raum ist wundervoll und die Atmosphäre perfekt. Die Lichterketten geben eine warme, wohlige Stimmung und unser DJ hat in perfekter Lautstärke Hintergrundmusik arrangiert. Ich bin froh, dass wir uns dazu entschlossen haben einen Kakao- und Glühweinempfang zu machen. Die Gäste sind ausgelassen und alle fühlen sich wohl. Entspannt sehe ich Manuel an und in seinem Gesicht erkenne ich, dass er es sich genauso gewünscht hat und das Fest für ihn perfekt ist. Emotionale Momente, Reden unserer Familien, folgen und meine Eltern fahren eine perfekte, selbstgebackene Hochzeitstorte herein. In dem Moment ist es mir noch nicht bewusst, aber jeder kleine Moment wird wundervoll sein, jede Situation perfekt und wir werden feiern bis in die frühen Morgenstunden. Unsere Eltern und Großeltern werden zu den Atzen tanzen und es wird einer der schönsten Tage in unseren Leben werden.

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Fotos: Nancy Ebert
Planung/Dekoration/Papeterie: The Twinkle Bird
Haare&Make Up: Natalie Aust
Kleid: Pronovias
Schuhe: Zalando
Haarschmuck: Jannie Baltzer 
Anzug: Modeatelier Bischoff 
Torte & Candy Bar: Eigenproduktion Brauteltern, Braut & Trauzeugin
Ringe: Kühnel Trauringe 
Location: Villa Au, Velbert 
DJ: DJ Markus 
 
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